Symbols of dignity and strength, 2001

by Klaus Trende (English translation)

Paintings, sculptures and masks full of the vitality and colours of the African continent. Manuela Sambo presents an archaic world that reminds Western culture, with its sometimes synthetic values and alienated spheres of life, of its origins: the human being as a product of the cosmos - and not the other way round. For the Angolan-born artist, the favoured object of aesthetic appropriation is the human being, the woman in history, in the myths and grand narratives of West Africa. Earthbound, figurative, erotically powerful and spontaneous, but at the same time calm, mysterious and with a compelling dignity and melancholy, the feminine is expressed in the panel paintings. But it is not only the discovery of the depth of life that is so deeply inherent in these pictures. Manuela Sambo succeeds in using colour to formulate a symbol that constantly lies beneath the skin: nature, the human being in its untamed cycle. Olive green, ochre, black, the red of the savannah on the bodies, a blue animal, stone grey the face of the universal spirit ‘N'gingangi’. Form and colour merge into an original expression, they are ultimately always the result and vision of biography, of breaking free and landing on one's own nature.

Manuela Sambo moved to East Germany in 1984 and studied German and literature in Leipzig. She was particularly inspired by the younger generation of artists in Dresden to engage with the visual arts, then the Expressionists and the ethnic messages of the cultural achievements of her homeland in their dialogue with the European cultural sphere. The artist has been working since the mid-1990s. She works freelance in Cottbus and moved to Berlin in 2001.

The highlight of her artistic work is undoubtedly the series of eight large-format panel paintings: ,,Wächterinnen" (oil on wood, 1998-200 l). A fascinating ensemble of manifold symbols, gestures, strict forms, enigmas of human soulscapes, secret body language and art-historical sophistication.

The artistic mastery of Manuela Sambo in the ‘Wächterinnen Bildfolge’ consists in the creative processing of aesthetic means into something new. It is progress in preservation. For the ‘Guardians’ guard their own traditions, roots, magical lore and archetypes of history with unmistakable sovereignty and pride. Global culture is only conceivable if the specificity of all parts is incorporated, protected and preserved. These panel paintings tell of this.

Manuela Sambo explores interfaces between cultures. Born to an Angolan father and a Portuguese mother, her influences were many and varied. Her origins, however, remain untouched by late biographical paths, the African element a constant source of inspiration. The magical spirit of the ‘N'gingangi’ is fed by their childhood and returns untamed in the monumental papier-mâché masks. Rites and behavioural patterns are expressed in them. In contrast to the rich African traditions of wood sculpture, Manuela Sambo works with easily mouldable materials.

This opens up a new dimension for her, both in terms of the scale and the expressive behaviour of the works. Man and animal in alliance, of the same origin, interlinked in life and death. These great mythical figures bear witness to a distant world. The masks leave open whether they refer to the past or the future. Scope for imagination, living space for the play of thoughts, art as a source of inspiration for awake dreaming.


Sinnbilder für Würde und Kraft, 2001

Von Klaus Trende

Gemälde, Skulpturen und Masken voller Vitalität und Farben des afrikanischen Kontinents. Manuela Sambo präsentiert eine archaische Welt, die den westlichen Kulturkreis mit seinen zuweilen synthetischen Werten und entfremdeten Lebenssphären an die Ursprünge erinnert: Der Mensch als Produkt des Kosmos - und nicht umgekehrt. Der bevorzugte Gegenstand ästhetischer Aneignung ist für die in Angola geborene Künstlerin der Mensch, die Frau in der Geschichte, in den Mythen und großen Erzählungen Westafrikas. Erdgebunden, figürlich, erotisch kraftvoll und spontan, aber zugleich ruhig, geheimnisvoll und mit einer bezwingenden Würde und Melancholie gebärdet sich das Weibliche auf den Tafelbildern. Aber es ist nicht nur die Entdeckung von Lebenstiefe, die diesen Bildern so nachhaltig innewohnt. Manuela Sambo gelingt es, mit der Farbe ein Sinnbild zu formulieren, das stetig unter der Haut lagert: die Natur, der Mensch in deren ungebändigtem Kreislauf. Olivgrün, Ocker, Schwarz, das Rot der Savanne auf den Körpern, ein blaues Tier, steingrau das Gesicht des universellen Geistes „N'gingangi". Form und Farbe zum originären Ausdruck verschmolzen, sie sind schließlich immer Resultat und Vision der Biographie, des Ausbruchs und der Landung beim eigenen Naturell.

Im Jahr 1984 kam Manuela Sambo noch Ostdeutschland und studierte in Leipzig Germanistik und Literaturwissenschaft. Insbesondere die jüngere Künstlergeneration Dresdens regte sie zu eigener Beschäftigung mit Bildender Kunst an, dann die Expressionisten und die ethnischen Botschaften der Kulturleistungen ihrer Heimat in der Auseinandersetzung mit dem europäischen Kulturkreis. Seit Mitte der 90er. Jahre arbeitet die Künstlerin. Freischaffend in Cottbus, und 2001 ist sie nach Berlin umgesiedelt.

Höhepunkt ihres bildnerischen Schaffens ist zweifellos die Serie von acht großformatigen Tafelbildern: ,,Wächterinnen" (Öl auf Holz, 1998-200 l). Ein faszinierendes Ensemble mannigfaltiger Symbole, Gesten, strenger Form, Rätsel menschlicher Seelenlandschaften, geheimer Körpersprache und kunstgeschichtlicher Raffinesse.

Die künstlerische Meisterschaft der Manuela Sambo bei der „Wächterinnen Bildfolge" besteht in der schöpferischen Verarbeitung ästhetischer Mittel zu etwas Neuem. Es heißt Fortschritt in der Bewahrung. Denn die „Wächterinnen" bewachen ihre eigenen Traditionen, Wurzeln, magischen Überlieferungen, Archetypen der Geschichte mit unverkennbarer Souveränität und stolzer Haltung. Globale Kultur ist nur denkbar, wenn das Spezifische aller Teile eingebracht, beschützt und bewahrt wird. Diese Tafelbilder erzählen davon.

Manuela Sambo erkundet Schnittstellen der Kulturen. Geboren als Kind eines angolanischen Vaters und einer portugiesischen Mutter waren die Einflüsse vielgestaltig. Ihre Ursprünge indes bleiben von späten biographischen Wegen unberührt, das afrikanische Element steter Quell für Inspiration. Aus der Kindheit speist sich der magische Geist der „N'gingangi“ In den monumentalen Masken aus Pappmaché kehrt er ungebändigt zurück. Riten und Verhaltensmuster drücken sich darin aus. Im Gegensatz zu den reichen afrikanischen Traditionen in der Holzplastik, arbeitet Manuela Sambo mit leicht formbaren Werkstoffen.

Das erschließt ihr eine veränderte Dimension sowohl im Maß als auch im expressiven Geholt der Arbeiten. Mensch und Tier im Bündnis, gleichen Ursprungs, vernetzt auf Leben und Tod. Diese großen mythischen Gestalten geben Zeugnis von einer fernen Welt. Ob sie Vergangenheit oder Zukunft meint, lassen die Masken offen. Spielraum für Phantasie, Lebensraum für das Spiel der Gedanken, Kunst als Impulsgeber für waches Träumen.

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Unity of Soul | ArtCo 2012

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Mens Momentanea | 2001